»Sisyphos«
Mit »Sisyphos« bewegt sich sh|ft ensemble im Kreis. In einem Programm voller Wiederholung und Zwang wird die Fähigkeit und die Notwendigkeit untersucht, Neues im Repetitiven zu erfahren. Es werdenVerfahren entworfen, Wahrnehmung undImagination anzuregen. Es werden Perspektivwechsel initiiert – auf das eigene Tun und dessen Betrachtung. Distanz und Nähe werden vertauscht, in Makroeinstellung einzelneHandlungsschritte beobachtet.
Es wird versucht, die Wiederholung zu täuschen, durch Abstraktion und Immersion. Es wird gescheitert. Es wird sich gefügt.
Simon Steen-Andersen »Next to Beside Besides«
Steen-Andersens Reihe Next To Beside Besides ist eine Sammlung von Übertragungen seines Stücks Beside Besides für Solocello – selbst wiederum eine Abwandlung des Stücks Besides für drei verstärkte und dreigedämpfte Instrumente – auf Bewegungsabläufe verschiedenerInstrumentalist:innen. Die Übersetzungen betreffen die Teile der Originalkomposition, die mit Fokus auf den Gestus der klangerzeugenden Bewegungen konzipiert wurden - eine Art choreografische Transkription.
sh|ft ensemble reiht sich ein in den endlosen Besides-Reigen aus Weiterleitungen und den dabei entstehenden Nebenprodukten. Durch Reduktion und Dekonstruktion führt es die Idee der Bewegung ad absurdum, radiert sie aus – ohne jemals auszubrechen aus den Echokammern von Replik und Zitat.
»Swinging Speaker«
»Swinging Speaker« greift ein Konzept des kanadischen Komponisten Gordon Monahan aus dem Jahr 1982 auf. Die Arbeit entstand als Versuch, den typischen Vortrag von elektro-akustischer Musik zu beleben und Lautsprecher als eigenständige Instrumente zu etablieren.
Mittels vier schwingender Lautsprecher werden akustische Prozesse wie Phasing, Vibrato und Spatialisierung ebenso exponiert wie Anstrengung, Schweiß, Sturheit und Angst. Das Oszillieren der Klänge wird gedoppelt durch jenes der Lautsprecher, führt zu Verstärkung und Auslöschung. Endlose Kreisbewegungen transportieren emporschwingende Oszillatorenin den Raum, verdichten sich zu Chören, zerfallen zu Rauschen und bilden stetige Wellen der Interferenz. Sie laden ein zu Momenten von Trance und Nervosität.
Pierre Jodlowski »24 Loops«
»24 Loops« ist Teil eines Zyklus von Stücken, in denen Jodlowski mit kumulativen Kompositionsprozessen arbeitet. Die Musiker:innen befinden sich in einer Zeitschleife, ihr Handlungsspielraum beschränkt sich auf dieSchichtung – das Hinzufügen neuer Klangschichten zur selben Wiederholung. Entfernen ist nicht möglich, Auslassen nicht förderlich. Alles ist additiv.
sh|ft nimmt die Situation an, bringt neue Mittel ins Spiel und addiert sie mit alten.
Johannes Werner »Sensual Screaming«
»Sensual screaming« für vier Schlagzeuger, E-Drums und Live-Elektronik basiert auf Klangmaterial aus der ASMR-Kultur und bedient sich kompositorischen Mustern der Minimal Music. Audio-samples verschiedener Akteur*innen der seit Jahren erfolgreichen ASMR-Szene werden mittels Drumpads getriggert, in rhythmischen Figuren aneinandergereiht und geschichtet. Durch die der Minimal Music immanenten Repetitionen und Verschiebungen entsteht ein trance-artiger, stetig wandelnder Klangkosmos. Die klangliche Suggestion von emotionaler und körperlicher Zuwendung wird kontrastiert durch dieKörperlichkeit eines Schlagzeugensembles, das durch den physischen Aktdes Schlagens zum Auslöser jener Klänge wird. Eine Arbeit über digitalen Medienkonsum in Situationen von körperlicher Isolation.