09
21:00
60er-Jahre-Halle
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Studierende der HMTMH / FMSBW | Studio für elektronische Musik

»A Room Of One's Own« - Werke von Studierenden unter der Leitung von Joachim Heintz

© Karsten Barthold

In seinem Beitrag zum Festival präsentiert FMSBW, das elektronische Studio im Institut Incontri der HMTMH, neue multimediale Kompositionen. Die internationalen jungen Komponist:innen, die in Hannover studieren, setzen sich teils unmittelbar mit dem Festivalthema auseinander, teils setzen sie eigene Themen. So entsteht ein diverser Raum aus Punkten und Linien, zum Kippeln und Balancieren, in persönlichen Positionierungen und Prägungen.

PROGRAMM

Marijana Janevska: Silence(d) (2020)
Stimme und Elektronik
Marijana Janevska — Stimme
Leon Speicher: Traumkugeln (2023)
Fixed media (4 Kanäle)
Leon Speicher — Klangregie
Hana Lim: Dazwischen (2023)
Saxophon und Elektronik
Martin Stier — Saxophon
Hana Lim — Elektronik
James Anderson: Ιζηματογενής [Izematogenes] (2023)
Fixed media (8 Kanäle)
James Anderson — Klangregie
Ruben Slawski: (...Strahlen regnen, Funken schmettern...) (UA)
MIDI-Keyboard und Elektronik
Konstantina Vidalaki — Keyboard
Ruben Slawski — Klangregie
Zampia Betty Mavropoulou: Gefängnis (2023)
Fixed Media (8 Kanäle)
Zampia Betty Mavropoulou — Klangregie
Tom Bañados: Blooming Decay (UA
Violoncello und Elektronik
Jonna Charné — Violoncello
Tom Bañados — Klangregie
Farhad Ilaghi Hosseini: Skulpturen (2023)
Fixed Media (8 Kanäle)
Farhad Ilaghi Hosseini — Klangregie

WERKEINFÜHRUNGEN

Marijana Janevska: Silence(d) (2020)

"Silence(d)" ist ein Stück für weibliche Stimme und Elektronik. Die Idee und Inspiration zu diesem Stück stammt aus einem Projekt, in dem ich die Aufgabe hatte, ein 30-Sekunden-Stück für Stimme solo zum Thema Stille zu schreiben. Und sofort kam mir eine sehr wichtige Frage in den Sinn, die mich zu diesem Stück führte: Wie klingt die Stille der stummen Stimme? Diese Stille ist nicht ruhig und friedlich, sondern sehr laut.

Leon Speicher: Traumkugeln (2023)

Als ich noch ein Kind war, hatte ich einen Albtraum, in dem schimmernde, schon fast metallartige Kugeln über mir schwebten. Von diesen schien ein Klang auszugehen, der zwar nicht laut, aber ungeheuer schmerzhaft war. In meinem Tapestück soll es daher darum gehen, vollkommen in eine Traumwelt gezogen zu werden. Einige Passagen sollen daher an Geräusche aus der realen Welt erinnern. An anderen Stellen wiederum sind den Klangwelten aus meinen Träumen, vor allem den oben genannten, nachempfunden.

Hana Lim: Dazwischen (2023)

Seit ich nach Deutschland kam und eine neue Welt erlebte, hatte ich das Gefühl, zwischen zwei Welten zu sein.

Ich wollte die Begegnung dieser beiden Welten in Musik umsetzen. Der erste Schritt ist dieses Stück.

Mit elektronischen Klängen drücke ich die Klänge der Tradition aus, die ein Gefühl aus meiner Heimat Korea vermitteln - und auch die Klänge, die zu dieser Welt gehören, in der ich jetzt bin.

Das Saxophon interagiert mit diesen Klängen und bewegt sich im Einklang mit dem Atem.

James Anderson: Ιζηματογενής [Izematogenes] (2023)

Dieses Stück entstand als musikalische Antwort auf Xenakis' „Bohor“. Bohor ordnet sich in mehreren klaren Schichten an und besetzt viel Platz, als ob man eine große Halle betreten hätte.

Meine Reaktion darauf stammt aus diesem Prinzip großer sedimentärer Schichten. Zu Ehren von Xenakis wählte ich Materialien, die ich persönlich mit seinem Heimatland assoziiere: synthetisierte Zikaden erinnern mich an Kreta, wo man sich im Sommer ständig umgeben von ihrem Zirpen findet. Zudem verwendete ich eine eigene Weiterentwicklung eines synthetischen "Plucked String" (Karplus-Strong) Algorithmus, um sowohl bestimmte Tonhöhen zu nutzen, als auch auf d altgriechische Lyra zu verweisen.

Ruben Slawski: (...Strahlen regnen, Funken schmettern...) (UA)

Reflexionenüber einen Vers aus dem von Franz Schubert vertonten Gedicht "Die Mondnacht" des Autors Ludwig Gotthard Theobul Kosegarten.

Zampia Betty Mavropoulou: Gefängnis (2023)

„Gefängnis“ ist ein Stück, das von der Freiheit des Menschen erzählt. Man kann „frei“ sein, aber man fühlt sich wie in einem Gefängnis. Wiederholungen sind ein Element, das uns das Gefühl geben kann, in unserem Leben gefangen zu sein. In dieser Komposition wird die Vorstellung, in einem Gefängnis zu sein, exploriert, und es wird versucht am Ende die Freiheit zu erwerben. Die Frage bleibt: Wie kann man in einem Gefängnis sein und sich gleichzeitig frei fühlen?

Tom Bañados: Blooming Decay (UA)

What is beautiful about a rotting tree, a crumbling building, a vanishing soul? How can we find inspiration in Decay? In this piece we wish to look at Decay from multiple angles, in many aspects, accepting and rejecting it. A particular interest is Decay of the Artist, in a current context that endangers the conservation and production of Art in the future. It is a music of loss and fragility, ofdistorted spaces and reminiscence of things that once were. And hopefully, onesmall seed in the forest we must grow out of our decaying civilization, if we wish to save ourselves, our art, and our world.

Farhad Ilaghi Hosseini: Skulpturen (2023)

Eine Skulptur aus Geräuschen könnte als eine drei- oder mehrdimensionale Klanglandschaft beschrieben werden, in der verschiedene Töne, Geräusche, Figuren und Klänge so angeordnet sind, dass sie eine physische Präsenz und Form zu haben scheinen. Diese "Klangskulptur" könnte eine Vielzahl von Texturen, Ebenen und Richtungen aufweisen, ähnlich wie bei einer herkömmlichen Skulptur, die aus verschiedenen Materialien modelliert wurde. Man könnte die Tiefe, die Dichte, die Bewegung und die räumliche Verteilung der Klänge beschreiben, um die Wirkung und das Erlebnis der Klangskulptur zu vermitteln.

Die Skulptur ist aber nicht alleine in Raum, sondern es gibt viele Spiegel, die in verschiedene Richtungen schauen.

Jeder Spiegel würde eine eigene Dimension des Klanges zeigen, und die Skulptur selbst könnte sich durch die räumlichen Reflexionen dynamisch verändern.

BIOGRAPHIEN

Marijana Janevska

Marijana Janevska (*1990) studierte Violine und Komposition an der Fakultät für Musik in Skopje. Seit 2018 lebt sie in Hannover, um ihre Ausbildung fortzusetzen. 2020 schloss sie ihr Masterstudium Komposition an der HMTMH ab, wo sie zurzeit im Studiengang Soloklasse für Komposition eingeschrieben ist. Ihre Stücke, die viel mit der Erkundung von Text, Stimme und Bewegung zu tun haben, sind bereits bei zahlreichen Konzerten und auf vielen Festivals aufgeführt worden. Dazu zählen unter anderem das Musik21 Festival, das ZKM Next Generation Festival, das Klangbrücken Festival, Music BIENNALE, die Tage für neue Musik in Zürich, TRAIECT Festival und das TIEM Festival in Teheran. Janevska ist Trägerin bedeutender Preise und Stipendien. So erhielt sie den ersten Preis beim „9-th Pre-Art competition for young composers” in Zürich und den "Klaus Huber Kompositionspreis" für elektronische Musik sowie Stipendien vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur, von der Ernst von Siemens Musikstiftung und vom Deutschen Musikrat.‍

Leon Speicher

Leon Speicher ist Komponist und E-Gitarrist. Er studiert im dritten Semester Bachelor Komposition an der HMTM Hannover. Geboren wurde er 1997 in Deutschland und studierte zuvor an der Universität Hildesheim Kulturwissenschaften mit Musik als Hauptfach. Sein musikalischer Hintergrund besteht ursprünglich aus Jazz und Rock, wo er in kleinerem Rahmen einige eigene Stücke aufführen konnte. Das Interesse an Elektronischer und Neuer Musik kam hauptsächlich durch das Experimentieren in diesen Bereichen.

Hana Lim

Hana Lim ist eine koreanische Komponistin. Sie absolvierte ihr Bachelorstudium in Komposition an der Chung-Ang University und begann anschließend ihr Masterstudium an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover. Besonders interessiert sie sich für die Kombination traditionell koreanischer Elemente mit westlicher Musik. Die Themen ihrer Werke kommen unter anderem aus einer detaillierten und sensiblen Beobachtung unseres Lebens.

James Anderson

James Anderson ist ein britischer Komponist, der seit 2016 in Deutschland wohnt. Sein Hintergrund in Rock-Musik (vor allem Noise- und Underground-Rock) verleiht seiner oft sehr intuitiven Kompositionen ein expressives und manchmal hedonisches Gefühl, aber er bezieht Inspiration auch aus der traditionellen und zeitgenössischen abendländischen Musik sowie seinen persönlichen Erfahrungen.‍

Ruben Slawski

Nach seinem Frühstudium bei Daniel Moreira an der HMTM Hannover studiert Ruben Slawski nun instrumentale Komposition bei Gordon Williamson und elektronische Komposition bei Joachim Heintz. Sein Interesse liegt insbesondere in einem "Erweiterten Musikbegriff", in dem sich Komponieren nicht mehr nur auf die akustische Ebene beschränkt, sondern vielmehr eine bestimmte Einstellung gegenüber der Arbeit mit dem verwendeten Material ist. Die möglichst direkte Realisierung der Gedanken hinter dem jeweiligen Stück - insbesondere die Beschäftigung mit gesellschaftlichen Dynamiken sowie die Rolle des Individuums als aktiver Bestandteil dieser - steht für ihn hierbei im Vordergrund.‍

Zampia Betty Mavropoulou

Nach ihrem Diplom in klassischer Gitarre, welches sie in ihrem Geburtsland Griechenland absolviert hat, studiert Zampia Betty Mavropoulou nun an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover instrumentale Komposition bei Prof. Aaron Cassidy und elektronische Komposition bei Joachim Heintz. Neben der Erforschung von Gesten und der Verbindung neuartiger Klänge durch verschiedene Besetzungen, interessiert sie sich für die Verschmelzung der traditionellen griechischen Musik mit der Neuen Musik.

Tom Bañados

Tom Bañados wurde 1997 in Santiago de Chile geboren. Als Kind lernte Tom Klavier und begann nach der Schule ein Kompositionsstudium an der Pontificia Universidad Católica de Chile. Seit 2022 studiert Tom Bañados einen Master in Komposition an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover. Fragen nach Prozess, Chaos und Menschlichkeit werden zu den ästhetischen Hauptprinzipien der Kompositionen.‍

Jonna Charné

Jonna Charné wurde 1999 in Halle (Saale) geboren. Seit 2019 lebt sie in Hannover und studiert Cello an der HMTMH. Sie interessiert sich für interdisziplinäres Arbeiten und sucht nach künstlerischem Ausdruck durch das Cellospiel aber auch durch eigene Collagen, Zeichnungen oder Drucke‍.

Farhad Ilaghi Hosseini

Farhad Ilaghi Hosseini wurde 1985 in Kerman (Iran) geboren. Er studierte Kunstmalerei und Graphik-Design im Gymnasium, ab 2002 Klavier am Teheran Konservatorium. 2005-2012 arbeitete er für das iranische Fernsehen, daneben Konzerte und Kunstausstellungen sowie Unterricht an privaten Musikschulen. 2012 Wiederaufnahme des Klavierstudiums in Wien, ab 2014 Kompositionsstudium an der HMTM Hannover. 2020-23 Master Kompositionsstudium an der Hochschule für Musik und darstellende Künste in Frankfurt, seitdem Soloklasse Komposition an der HMTMH.‍

Martin Stier

Fasziniert von der flexiblen Klanggestaltung und des großen Dynamikumfangs des Saxophons entschied sich Martin Stier für eine Laufbahn als Musiker. Er studierte in der Saxophonklasse von Jan Schulte-Bunert und Adrian Tully an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover. Des Weiteren gehören zu seiner Ausbildung Meisterkurse bei verschiedenen namhaften Saxophonisten wie Arno Bornkamp und Rob Buckland sowie Unterricht bei Christoph Enzel und dem Jazz-Saxophonisten Uli Kempendorff. Durch die vielfältigen musikalischen Einflüsse seiner Ausbildung beherrscht Martin Stier unterschiedliche musikalische Stilrichtungen, in denen er die hohe Flexibilität des Saxophons auskostet. Ein besonderer Reiz stellt für ihn die Ensemblearbeit in verschiedenen musikalischen Gattungen dar. So befasst er sich aktuell als Saxophonist des Ensemble Quarks mit zeitgenössischer Musik, spielt in einem Trio aus Klavier, Sopran- und Baritonsaxophon und hat mit verschiedenen Saxophonquartetten zahlreiche Werke für diese Besetzung aufgeführt.