In seinem Beitrag zum Festival präsentiert FMSBW, das elektronische Studio im Institut Incontri der HMTMH, neue multimediale Kompositionen. Die internationalen jungen Komponist:innen, die in Hannover studieren, setzen sich teils unmittelbar mit dem Festivalthema auseinander, teils setzen sie eigene Themen. So entsteht ein diverser Raum aus Punkten und Linien, zum Kippeln und Balancieren, in persönlichen Positionierungen und Prägungen.
Marijana Janevska: Silence(d) (2020)
"Silence(d)" ist ein Stück für weibliche Stimme und Elektronik. Die Idee und Inspiration zu diesem Stück stammt aus einem Projekt, in dem ich die Aufgabe hatte, ein 30-Sekunden-Stück für Stimme solo zum Thema Stille zu schreiben. Und sofort kam mir eine sehr wichtige Frage in den Sinn, die mich zu diesem Stück führte: Wie klingt die Stille der stummen Stimme? Diese Stille ist nicht ruhig und friedlich, sondern sehr laut.
Leon Speicher: Traumkugeln (2023)
Als ich noch ein Kind war, hatte ich einen Albtraum, in dem schimmernde, schon fast metallartige Kugeln über mir schwebten. Von diesen schien ein Klang auszugehen, der zwar nicht laut, aber ungeheuer schmerzhaft war. In meinem Tapestück soll es daher darum gehen, vollkommen in eine Traumwelt gezogen zu werden. Einige Passagen sollen daher an Geräusche aus der realen Welt erinnern. An anderen Stellen wiederum sind den Klangwelten aus meinen Träumen, vor allem den oben genannten, nachempfunden.
Hana Lim: Dazwischen (2023)
Seit ich nach Deutschland kam und eine neue Welt erlebte, hatte ich das Gefühl, zwischen zwei Welten zu sein.
Ich wollte die Begegnung dieser beiden Welten in Musik umsetzen. Der erste Schritt ist dieses Stück.
Mit elektronischen Klängen drücke ich die Klänge der Tradition aus, die ein Gefühl aus meiner Heimat Korea vermitteln - und auch die Klänge, die zu dieser Welt gehören, in der ich jetzt bin.
Das Saxophon interagiert mit diesen Klängen und bewegt sich im Einklang mit dem Atem.
James Anderson: Ιζηματογενής [Izematogenes] (2023)
Dieses Stück entstand als musikalische Antwort auf Xenakis' „Bohor“. Bohor ordnet sich in mehreren klaren Schichten an und besetzt viel Platz, als ob man eine große Halle betreten hätte.
Meine Reaktion darauf stammt aus diesem Prinzip großer sedimentärer Schichten. Zu Ehren von Xenakis wählte ich Materialien, die ich persönlich mit seinem Heimatland assoziiere: synthetisierte Zikaden erinnern mich an Kreta, wo man sich im Sommer ständig umgeben von ihrem Zirpen findet. Zudem verwendete ich eine eigene Weiterentwicklung eines synthetischen "Plucked String" (Karplus-Strong) Algorithmus, um sowohl bestimmte Tonhöhen zu nutzen, als auch auf d altgriechische Lyra zu verweisen.
Ruben Slawski: (...Strahlen regnen, Funken schmettern...) (UA)
Reflexionenüber einen Vers aus dem von Franz Schubert vertonten Gedicht "Die Mondnacht" des Autors Ludwig Gotthard Theobul Kosegarten.
Zampia Betty Mavropoulou: Gefängnis (2023)
„Gefängnis“ ist ein Stück, das von der Freiheit des Menschen erzählt. Man kann „frei“ sein, aber man fühlt sich wie in einem Gefängnis. Wiederholungen sind ein Element, das uns das Gefühl geben kann, in unserem Leben gefangen zu sein. In dieser Komposition wird die Vorstellung, in einem Gefängnis zu sein, exploriert, und es wird versucht am Ende die Freiheit zu erwerben. Die Frage bleibt: Wie kann man in einem Gefängnis sein und sich gleichzeitig frei fühlen?
Tom Bañados: Blooming Decay (UA)
What is beautiful about a rotting tree, a crumbling building, a vanishing soul? How can we find inspiration in Decay? In this piece we wish to look at Decay from multiple angles, in many aspects, accepting and rejecting it. A particular interest is Decay of the Artist, in a current context that endangers the conservation and production of Art in the future. It is a music of loss and fragility, ofdistorted spaces and reminiscence of things that once were. And hopefully, onesmall seed in the forest we must grow out of our decaying civilization, if we wish to save ourselves, our art, and our world.
Farhad Ilaghi Hosseini: Skulpturen (2023)
Eine Skulptur aus Geräuschen könnte als eine drei- oder mehrdimensionale Klanglandschaft beschrieben werden, in der verschiedene Töne, Geräusche, Figuren und Klänge so angeordnet sind, dass sie eine physische Präsenz und Form zu haben scheinen. Diese "Klangskulptur" könnte eine Vielzahl von Texturen, Ebenen und Richtungen aufweisen, ähnlich wie bei einer herkömmlichen Skulptur, die aus verschiedenen Materialien modelliert wurde. Man könnte die Tiefe, die Dichte, die Bewegung und die räumliche Verteilung der Klänge beschreiben, um die Wirkung und das Erlebnis der Klangskulptur zu vermitteln.
Die Skulptur ist aber nicht alleine in Raum, sondern es gibt viele Spiegel, die in verschiedene Richtungen schauen.
Jeder Spiegel würde eine eigene Dimension des Klanges zeigen, und die Skulptur selbst könnte sich durch die räumlichen Reflexionen dynamisch verändern.