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19:00
60er-Jahre-Halle
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ensemble mosaik

Werke von Karen Power, Joanna Bailie u.a.

© Anja Weber

Seit 25 Jahren baut das internationale renommierte ensemble mosaik auf die Kontinuität seiner musikalischen Gemeinschaft, auf forschende Kontinuität, Networking, Kollaborationen mit Künstler:innen aller Sparten, auf interkulturellen Austausch als Reflexion und Inspiration globaler künstlerischer Anliegen. Für das Musik 21 Festival haben sie ein multimediales Programm mit Werken von einigen der spannendsten jüngeren Komponist:innen zusammengestellt: Anton Wassiljew, Kristine Tjøgersen, Joanna Bailie, Tamon Yashima und Karen Power.

Programm

Anton X Camp Linden-Nord für Piccoloflöte, Bassoboe, Bassklarinette, Violine, Klavier, Publikum und Audio (2023)
Christine Tjøgersen Prologue & Avian Chatters (2021) für Violine solo
Joanna Bailie marblepark (2022) - für Klavier und Zuspiel
Tamon Yashima Wärme und Verwüstung (2019/21) - für Bassklarinette und Elektronik
Karen Power ...when one duck leaves the row .... (2020)
für Flöte, Oboe, Klarinette, Synthesizer, Violine, Viola, Elektronik, Video

Besetzung

Kristjana Helgadottir - Piccoloflöte
Simon Strasser - Bassoboe
Christian Vogel - Bassklarinette
Ernst Surberg -Synthesizer/Klavier
Chatschatur Kanajan - Violine
Karen Lorenz - Viola
Arne Vierck - Klangregie

Einführungen in die Werke


Anton X | Camp Linden-Nord (2023)


Anweisungen fürdas Publikum:

Gehen Sie zu einer der Hörstationen im Raum.

Setzen Sie sich hin.

Setzen Sie Kopfhörer auf.

Das Stück stellt zwei Klangwirklichkeiten gegenüber: die der Faustwiese – des Parks in der Nähe von dem Kulturzentrum FAUST – und die des im Jahr 2020 abgebrannten Flüchtlingscamps Moria. Das klangliche Spektrum der einen Aufnahme wird graduell mit dem Spektrum der anderen Aufnahme ersetzt.

Wenn sich eine Person zu einer Hörstation begibt und die Kopfhörer aufsetzt, wird ein schmaler Bereich der Spektren vertauscht. Der*die jeweilige Musiker*in spielt dabei im Tonhöhenbereich der gerade zu ersetzenden Frequenzbänder.

Je mehr Personen aus dem Publikum an der Aufführung teilnehmen, desto weiter diese Prozesse fortschreiten. Wenn niemand aus dem Publikum an der Aufführung teilnimmt, bleibt das Faustwiese-Zuspiel im Raum statisch, die Musiker*innen spielen nicht: Alle hören nur dem Bezirk Linden-Nord zu.

Die Aufführung des Stückes im Rahmen des Festivals Musik21 ist mit einer Intervention von DETOX kombiniert. DETOX tritt am 11. jedes Monats auf und wäscht Geld und somit weist auf die eigene Verstricktheit sowie die der Kunst in die globalen Kapitalströme. Die Kunst – und die Neue Musik als eine der am meisten öffentlich geförderten Kunstsparten überhaupt – ist Geldwäsche schlechthin. Alibimäßig gewährleistet die Kunst die Grundhygiene für den Staat, der unter anderem seine Außengrenzen mit Gewalt schützt. DETOX sind Maja vK und Anton X.

DETOX bedankt sich bei ensemble mosaik und der Festivalleitung für die Möglichkeit, Geld bei Musik21 zu waschen.



Christine Tjøgersen | Prologue & Avian Chatters (2021) für Violine solo

Avian Chatters basiert auf den Rufen des australischen Supreme Lyrebird. Der Leierschwanz zeichnet sich vor allem durch seine außergewöhnliche Fähigkeit aus, sowohl natürliche als auch künstliche Geräusche aus seiner Umgebung zu imitieren. Auch weibliche Leierschwänze imitieren komplexe Vokalisationen.

Jungvögel brauchen etwa ein Jahr, um ihr Nachahmungsrepertoire zu perfektionieren. Ihr Gesang ist eine Ihr Gesang ist eine komplizierte Mischung aus Elementen von Gesängen und Geräuschen, wie dem Geschnatter und Gesang anderer Vögel,Geräusche von Tieren wie Koalas und Dingos, aber auch vom Menschen verursachte Geräusche wie Kettensägen, Automotoren und Autoalarme, Gewehrschüsse, Kameraauslöser, bellende Hunde, weinendeweinende Babys, Musik, Handys und sogar die menschliche Stimme.

Der Leierschwanz ist in der Lage, fast jedes Geräusch zu imitieren, und eine Legende besagt, dass ein Leierschwanzküken, das in den 1920er Jahren in Gefangenschaft aufgezogen wurde, anfing, die Klänge des Flötenspielers des Hauses zu imitieren. Nach der Auswilderung verbreitete sich der flötenähnliche Gesang und die Klangfarbe in der örtlichen Leierschwanzpopulation.

Aufnahmen des Obersten Leierschwanzes, ebenfalls von den so genannten "Flöten-Leierschwänzen", werden in diesem Stück als Material verwendet. Indem ich das Verhalten des Leierschwanzes als Komponist verfolgte, habe ich Phrasen aus Aufnahmen von Leierschwanzgeräuschen und -gesängen ausgewählt und auf meine Weise zusammengesetzt. Ich habe diese Klänge sehr genau auf die Geige übertragen, sowohl melodisch als auch rhythmisch.

Geige, sowohl melodisch als auch rhythmisch, und mische sie mit neuen Geigentechniken, so dass der Geiger zu einer neuen Art von Leierschwanz wird. eine neue Art von Lyrebird, der in unserer Klangtradition aufgewachsen ist.Der prächtige Leierschwanz wurde durch die Abholzung seines Lebensraums und die Jagd auf seine ihrer atemberaubenden Schwanzfedern. Inzwischen hat sich die Population erholt, aber die Buschbrände 2019-2020 Buschbrände haben einen großen Teil seines Lebensraums zerstört, was zu einer Neueinstufung seines Status von "häufig" zu "bedroht" führen könnte.

English version:

Avian Chatters is based on the calls of the Australian Supreme Lyrebird. The Lyrebird is most notable for its extraordinary ability to mimic both natural and artificial sounds from its local environment. Also female lyrebirds mimic complex vocalisations. Young birds take about a year to perfect their mimicked repertoire. Their song is an intricate mixture of elements of songs and noises, like the chatter and songs of other birds, sounds from animals such as koalas and dingoes, but also man-made sounds like chainsaws, car engines and car alarms, rifle-shots, camera shutters, dogs barking, crying babies, music, mobile phones and even the human voice. The lyrebird is capable of imitating almost any sound, and a legend says that a lyrebird chick that was raised in captivity in the 1920s, started to mimic the sounds of the household’s flute player. When released back into the wild, this flute-like songs and timbre spread throughout the local lyrebird population.Recordings of Supreme Lyrebird, also from the so-called «flute lyrebirds», are used as material in this piece. By following the lyrebird’s behaviour as a composer, I have chosen phrases from recordings of Lyrebird noises and songs and put them together in my own way. By translating these sounds very exactly to the violin, both melodically and rhythmically, and then mixing it with new violin techniques, the violin player becomes anew type of lyrebird, raised in our sound tradition. Superb Lyrebird was driven almost to extinction due to habitat clearing and hunting for their stunning tail feathers. The population has since recovered, but the 2019-2020bushfires damaged much of its habitat, which may lead to a reclassification of its status from ‘common' to ‘threatened’.

Joanna Bailie | marblepark (2022) für Klavier und Zuspiel

Die Feldaufnahmen, die die Grundlage von marblepark bilden, wurden im Schlosspark Charlottenburg in Berlin gemacht. Ich wollte einen unmöglichen Raum schaffen, also habe ich diese Feldaufnahme durch die Nachhallmuster mehrerer großer echoreicher Gebäude geschickt. Ich stellte mir vor, dass das Ergebnis dieses Prozesses eine Annäherung daran sein würde, wie es klingen würde, wenn der Schlosspark im Schloss selbst platziert wäre - ein Park, der von Marmor umgeben ist. Die Rolle des Klaviers besteht darin, die Elektronik weiter zu musikalisieren, die pulsierende Lautstärke pulsierende Lautstärkehüllkurve, die das Werk prägt, zu unterstreichen und dem Klang des nachhallenden Parks. Das Lied, das gegen Ende des Stücks zu hören ist, ist die Aufnahme von 1898 von Michael Balfe "I dreamt I dwelt in marble halls", gesungen von J. W. Myers.

English version:

The field recording that forms the basis of marblepark was made in Schlosspark Charlottenburg, Berlin. I wanted to create an impossible space, so I passed this field recording through the reverberation patterns of several large echoey buildings. I imagined that the result of this process would be an approximation of what it might sound like if the Schlosspark was placed inside the Schloss itself — a park surrounded by marble. The piano’s role is to further musicalize the electronics, underlining the pulsating volume envelope that shapes the work, and extracting harmony from the sound of the reverberating park. The song that is heard near the end of the piece is the 1898 recording of Michael Balfe’s “I dreamt I dwelt in marble halls” sung by J.W. Myers.

Tamon Yashima | Wärme und Verwüstung (2019/21) - für Bassklarinette und Elektronik

Karen Power | ... when one duck leaves the row .... (2020) für Flöte, Oboe, Klarinette, Synthesizer, Violine, Viola, Elektronik, Video

Auf verschiedenen Forschungsreisen hat die Komponistin Karen Power an den entlegensten Orten der Erde mit Kamera und Mikrofon Natur erforscht. In ...when one duck leaves the row... wird das Dokumentationsmaterial Grundlage einer musikalischen Performance, in der sich Musiker*innen und Komponistin in mikroskopischen Reflexionen und distanzierter Betrachtung positionieren, eingebettet oder umgeben von Wirklichkeiten, die unsere Selbstverortung herausfordern, das Überleben und unsere Abhängigkeit vom Ort thematisieren. ...when one duck leaves the row... ist der erste Teil einer mehrräumigen, abendfüllenden Konzertinstallation, die für 2021 entsteht.

English version:

On various research trips, composer Karen Power has explored nature with camera and microphone in the most remote places on earth. In ...when one duck leaves the row... the documentary material becomes the basis of a musical performance in which musicians and composer position themselves in microscopic reflections and distanced observation, embedded or surrounded by realities that challenge our self-location, address survival and our dependence on place. ...when one duck leaves the row.... is the first part of a multi-room, full-length concert installation being created for 2021.

BIOGRAPHIEN

ensemble mosaik

© Anja Weber
Die künstlerische Arbeit des ensemble mosaik baut auf die Kontinuität seiner musikalischen Gemeinschaft, auf forschende Kreativität, Networking, Kollaborationen mit Künstler:innen aller Sparten, anderen Ensembles und mit Veranstaltern, auf interkulturellen Austausch als Reflexion und Inspiration globaler künstlerischer Anliegen. Seit seiner Gründung 1997 hat es sich als besonders vielseitige und experimentierfreudige Formation zu einem renommierten Ensemble für zeitgenössische Musik entwickelt. Seine Mitglieder zeichnen sich durch ihre instrumentalen Fähigkeiten wie auch durch ihre kreative Individualität aus. In langjähriger Zusammenarbeit haben sie einen profilierten Klangkörper geschaffen, der auf höchstem künstlerischen Niveau Offenheit gegenüber verschiedensten Konzeptionen zeitgenössischer Musik beweist. Die Aktivitäten des Ensembles sind geprägt von der engen Zusammenarbeit mit Nachwuchskomponist:innen und der Einbindung digitaler Medien in den Bereichen Komposition, Interpretation und Präsentation. Bevorzugt wird eine egalitäre Arbeitsweise im Austausch mit allen an einem Konzertprojekt beteiligten Akteur:innen. Durch die Öffnung von Arbeitsprozessen wird Kreativität gebündelt und intensiviert. Mit vielen Komponist:innen arbeitet das ensemble mosaik seit Jahren kontinuierlich zusammen und ermöglicht so, Musik über lange Zeiträume hinweg in einem gemeinschaftlichen Prozess zu entwickeln. Das ensemble mosaik erprobt neue Konzertformate, die einzelne Werke im Kontext eines Gesamtzusammenhangs reflektieren, aktuelle Strömungen fokussieren und spezifische Perspektiven eröffnen. In Kooperationen mit Künstler:innen anderer Sparten oder Musikgenres werden die Konzerte selbst zur Experimentalanordnung.
http://www.ensemble-mosaik.de